— 322 —
Belgard (in Pommern) vom slav. bialy (bei) = iuei^ und gard, grad = 2htrg, also
Weißenburg. (Die Wenden pflegten ihre Burgen blendend weiß anzustreichen.) Die
gleiche Bedeutung hat der Name Belgrad (Serbien).
Belt^Gürtel (gürtelförmige Straße). Daraus vielleicht auch Baltisches Meer abgeleitet?
Berlin, vielumstrittener Name. Zuerst dachte man an den Bären, der seit 1253 im
Stadtsiegel erscheiut. (Albrecht der Bär habe die Stadt gegründet.) Jetzt hält man
den Namen slav. Ursprungs, so Killisch: Periin = Mauserplcttz (ein Ort, der den
Köllnern als Hühner- und Gäuseweide diente). Vilovski: von brljina = stehendes
Gewässer, Pfuhl. G. Hey: vom altslav. bruleni tschech. brlen, serbisch barlen,
berlen — Wasserrechen, Flößholzfang.
Bingen, vielleicht vom althd. bangen, bungen = stoßen, in Bezug auf den hier stark
anprallenden Rhein.
^Birkenseld — Birken-Feld.
*Bober — Biber, also biberreicher Fluß (tschech. bober — Biber).
Bochum — Buchenheim (?) vom althd. buocha, angels. boe — Buche.
Bodensee, nach der kaiserlichen Pfalz Bodman, die an seinem nordwestlichen Ende lag,
so benannt.
^Börde, wohl von Bord — Rand, also etwa Flußrand, z. B. Magdeburger Börde, Soester
Börde. (Vielleicht auch vom kelt. buar — Bieh, also zur Viehzucht geeignetes Land.)
Brandenburg, zweifelhaft, ob deutschen oder wendischen Ursprungs. Im ersteren Falle
wäre zu erklären „ausgebrannte Burg" (uämlich gelegentlich der Kämpfe zwischen
Deutschen und Slaven wiederholt durch Feuer vernichtet). — Bei Annahme slav.
Abftammnng erklärt man brani = Weht (Waffe, Kampf), bor — Wald, also brani-
bor — Wehrwald, „wohlbesestigte Waldgegend". (Vielleicht auch branniborg =
Kiefernwald.)
Braunschweig — Prnnes^io — Stadt des Bruno (eines Herzogs, der der Sage nach 861
die Stadt gründete).
Brege und Brigach, beides — Bergbach, nach dem kelt. brig —Berg. Früher hießen sie
Bi'ig-aba und Bi-eg-aba.
Bremen, noch ungewiß. Vielleicht von bram = Ranb, Saum (-^ von Dünen umrandet?
s. auch S. 237).
Breslau, aus dem slav. „Wraclav" entstanden (Wraclav von Wratislav, einem Böhmer-
könig, der der Sage nach die Stadt gründete).
^Brocken, 1490 als „Brackenberg" bezeichnet, von brachen — „verwachsenes, zu Nutzholz
untaugliches Gehölz, das am Brocken öfters erwähnt, dem Berg den Namen gab;
dieser war also eine forstmännische Bezeichnung". (Peterm. Mitt.)
Danzig, vielleicht von Godanske — Gothenstadt.
Detmold, zu Karls des Großeu Zeit Theotmalli — Gerichtsstätte am Teut (vou malial =
Gerichtsstätte).
""Deutsch, vom mittelhd. dist —das Volk; diutisk = zum Volk gehörig, „deutsch" also —
volksmäßig, das Volk betreffeud. — Deutsche Sprache — Sprache des Volkes, im
Gegensatz zum Lateinischen, der Kirchen- und Gelehrtensprache.
*Dentz, etwa volkstümlich, bevölkert (s. deutsch).
*Dithmarscheu — deutsche Marschen (s. deutsch).
Donau, wohl verwandt mit Don ^ Fluß. (Durch Zusammensetzung mit von sind auch
die Nameu Dnjepr (Don ieper = der obere Fluß?) und Dnfestr (Don iester = t)er
untere Fluß?) entstanden.
*Donnersberg — Donars-Berg.
Dortmund, vielleicht vom altsächs. drutmanni — getreue Männer. (Als Stützpunkt Karls
des Großen gegen die ungetreuen Sachsen?)
Dresden, vom allslav. drezga = Wald, also Waldbewohner.
"Düsseldorf, Dorf an der Düffel (noch zu Ende des 13. Jahrhunderts nur ein Dorf).
Eberswalde, nach den vielen Wildschweinen im Walde benannt (?).
Ehrenbreitstein, vielleicht von erin = ehern und pei-aht — Stein.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Killisch Vilovski Pfuhl Bruno Godanske_—_Gothenstadt Karls Karls
— 324 —
Hohenzollern. Wie Berlin viel gedeutet und wenig aufgeklärt. Hoher Berg? Bergfeste?
Sonnenberg?
^Holstein, von Holtsati — Holz-Sassen.
^Hunsrück, bisher immer als „Hochrücken", „Hünenrücken" gedeutet. Egli will dagegen
in der „Nomina geographica" haben „Hundsrück".
^Jller — der Eilende.
Isar ^ Eisfluß (?).
Jura, von juria — Wald.
^Kaiserslautern hieß ursprünglich (nach dem Flusse) „Lautern", zubenannt uach Barbarossa,
der hier 1152 ein Schloß erbaute.
^Kaiserstuhl. Auf seinem Gipfel soll „Kaiser" Rudolf zu Gericht gesessen haben.
^Karlsruhe. Markgraf Karl Wilhelm, „ein Verehrer origineller Einsamkeit", erbaute hier
„erzürnt auf seine bisherige Residenz Durlach" ein Jagdschloß.
^Kassel, jedenfalls vom lat. castellum = Sbitrg.
Miel. „Im Mittelniederdeutschen ist keel = Meeresbucht, im Norwegischen kil eine
schmale, tief ins Land einschneidende Bucht."
Kölln (in Berlin) vom slav. kolne — Pfahlhütten.
*Kölrt, aus der römischen Benennung Colonia Agrippina.
^Königshütte, als staatliches (königliches) Hüttenwerk entstanden.
*Kösliu — Kessel.
"Kurisches Haff und
Kurische Nehruug sind benannt nach der russischen Ostseeprovinz.
Kurland = Land der Kureu.
*Kyffhäuser, wohl von Kopf (Kuppe), also Haus (Burg) auf der Kuppe. (Im Plattdeutschen
[Holstein] nennt man die Mütze, also die Kopsbedeckung, hiu und wieder „Kips".)
Laacher See, von Lacus — See, also Tautologie.
^Landsberg — Landesburg.
*Lanenburg — Burg an der Labe. .(Labe, Umkehrung vou Leba, ist der slav. Name für
Elbe.)
Lausitz, vom slav. luza — Snmps, also Sumpfland.
"'Lauter hat die Bedeutung des Eigenschaftswortes lauter.
^Leipzig, von iipa — Linde, also Lindenstadt.
^Lorelei s. S. 136. (Coordes-Weigelt: „jedenfalls von Lurlen, elbischen Wesen". — Opper-
mann nach Kirchhoff: Lauerfels.)
^Lothringen ^ Lotharingen, nach Lothar Ii., der das Land 855 erhielt.
Luckenwalde — Sumpfwald, s. Lausitz.
Lübeck. Der Slavenkönig Liüby baute hier eine Burg. (Auf den Trümmern errichtete
Heinrich der Löwe das neue Lübeck — Leu-beke, Löwenstadt?)
Lüneburg, von Lüne — Lehne, Hügel, Abhang, also Burg an der Lehne.
^Magdeburg — Jungfrauenburg. (Es ist wohl an die Jungfrau Maria zu denken.)
Mannheim, hieß zu Pipins Zeit Mauninheim. (Vielleicht liegt ein bestimmter Personen-
namen zu Grunde.)
Mecklenburg, vom althd. raicbil = groß^, also große Burg. Ursprünglich (als Wiligrad)
Name für eine Burg bei Wismar, erst später Landesname.
^Meißner, ursprünglich Weißner, Wißner, weil er lange Schnee trägt.
Memel, aus der slav. Form Njemen entstanden. Njemitz (— „der nicht mit einem reden
kann") nennen die Russen die Deutschen.
Merseburg, von slav. mezi = zwischen und bor = Wald, also Mittenwalde.
Metz, abgekürzt aus Mediomatrica, Hauptstadt der Matrici = Lanzenwerfer. .
Mosel, früher Mosella = kleine Maas (weil kleiner als dieser Fluß). Die Maas hieß
früher Mosa, von mos —Sumpf.
^Mühlhaufen und
^Mülhausen von Mühle.
""München — zu den Mönchen. (Hier stand zunächst ein Kloster.)
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Holtsati_—_Holz-Sassen Barbarossa Barbarossa Rudolf Rudolf Karl_Wilhelm Karl Wilhelm Kirchhoff Lothar_Ii Slavenkönig_Liüby Heinrich_der_Löwe Heinrich Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Sonnenberg Berlin Kurische_Nehruug Kurland Landesburg Luckenwalde Sumpfwald Löwenstadt Lüneburg Jungfrauenburg Mannheim Mauninheim Wismar Merseburg Mediomatrica
Anhang.
Dur Wnmenkunde.
(Eine Auswahl von Erklärungen deutscher Namen.)^)
Aetlwtliselivs: 1. Die Namenkunde darf nicht zur Einfügung neuer
Lern-Objekte in den Yolksunterrieht führen.
2. Im allgemeinen gelte als Regel, nur solche Namen erklären zu lassen, die
aus bekannten Wörtern abgeleitet, bezw. zusammengesetzt sind
(Birkenfeld, Eichsfeld, Eberswalde) oder doch an solche anklingen
(Helgoland, Magdeburg, Elsafs, Bober).
3. Aufserdem kommen etwa noch in Betracht a) Namen, bei denen durch die
Erklärung zugleich ein charakteristisches Merkmal gegeben wird (Lurlei,
Geest, Halle); b) einige Grundwörter wie aa, ah, ach; Hart, Hall; c) die
Namen der allerwichtigsten Objekte (z. B. der gröfaten Städte), soweit sie
sicher erklärt sind. (Auch dürfte es sich empfehlen, eine Reihe Namen
aas dem ostelbischen Deutschland zu erklären, um dadurch recht wirk-
sam die Thatsache zu illustrieren, dafs der Osten einst slavisch war.)
4. Hauptsache ist, die Vorstellung zu erwecken, dafs die Namen
stets — (wenn auch nicht immer mehr nachweisbar) — einen bestimmten
Sinn haben, nicht gedankenlose Lautverbindungen sind. Um
diesen Eindruck zu verstärken, möge man auch gern einmal eine Tabelle
wie die nachfolgende vorlesen. (Auch lasse man Mutmafsungen über die
Namen der engeren Heimat — Kirchspiel, Kreis — anstellen.)
Diejenigen Namen, die nach obigen Grundsätzen in erster Linie in Be-
tracht kommen dürften, sind mit einem * versehen.
*2la, ach, althd. aha, Bezeichnung für ein fließendes Wasser (f. z. B. Weser [wisur-aha],
Fulda, Salzach).
^Aachen von aha (s. oben) — an den Wassern, d. H. an den Salzquellen.
Alpen von kelt. alp —hoch, Berg, zunächst „für die Bergweiden, die im Sommer mit
Milchvieh besetzt und nicht zur Heugewinnung benutzt werden".
^Anhalt —Burg „au der Halde".
^Augsburg — Augustusburg, aus Augusta Vindelicorum = die kaiserliche (Stadt im
Lande) der Vindeliker.
Baden vom althd. badun = in den Bädern. Erst Name der Stadt, dann des Landes.
Bayern. Die ältesten keltischen Bewohner hießen Boji. Danach gebildet Bajuvarii und
Baigira. Lateinisch Bavaria.
J) Dieser Zusammenstellung liegt ein Quellenstudium uicht zu Grnnde. Verfasser
beschränkte sich darauf, aus Coordes-Weigeldt (Leipzig, Georg Laug; 1,50 Mk.) und
Oppermanu (Hannover, Prior; 2 Mk.) eine kleine Auswahl zu bieteu. Beide Bücher
seien, hiermit bestens empfohlen. C.-W. ordnet nach dem Alphabet, O. nach Gebirgen,
Flüssen ?c. — Eglis großes Meisterwerk „Nomina geographica" (42 000 Namen) er-
schien bei Brandstetter, Leipzig; Preis ca. 20 Mk.
Harms, Vaterländische Erdkande. 21
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
— 323 —
"Eichsfeld — Eichen-(hoch-)feld.
Eider — Ägirsthor. -^gir, der Meeresgvtt, das Meer. Der Name bezieht sich also zu-
nächst mehr auf die golfförmige Mündung als auf deu Fluß selbst.
Elbe, wahrscheinlich alf, elf = Fluß.
*Elsaß, wohl Land der „Sassen an der Jll". — Nach anderen Fremdsitz (alisat), nämlich
Alemannen, die auf fremdem, römischem Boden saßen.
^Erzgebirge, nach seinem früheren, jetzt stark geminderten Erzreichtum so benannt.
^Essen — Ort der Essen (Schornsteine), Fabrikstadt.
^Fichtelgebirge — Fichtengebirge.
^Fläming. Albrecht der Bär rief in diese, im 12. Jahrhuudert durch den Wendenkrieg
entvölkerten Gegenden Blämen ans den Niederlanden.
^Franken bedeutet die Freien („frank und frei").
^Frankfurt — Furt der Frauken (Frankfurt a. O. wurde vou fränkischen Kaufleuten ge-
gründet).
*Freiberg, „mit Freiheiten begabte Bergstadt". Von dem Gründer (dem Markgrafen Otto
dem Reichen) so benannt, um die Einwanderung von Harzer Bergleuten zu befördern.
Freiburg (im Breisgau), „als Freistätte gegen den Landadel erbaut"? Jedenfalls
mit besonderen Freiheiten ausgerüstet.
Frisches Haff = Süßwasser, vou Holl, versch, engl, fresh = süß. Danach benannt
Frische Nehrung. Nehrung — „ausgewühltes, von den Wellen aufgeworfenes Land", nach
anderen „Tauchland".
*Füi'th = Furt. („Förstemann weist 93 Namen nach, in denen Furt das Grundwort
bildet." — „Furtstädte gehöreu in allen Ländern zu den ältesten Ansiedelungen.")
Fulda, von fulta = Sani) und aha = Fluß, also Landslnß.
*<äeeft, vom fries. gast — unfruchtbar, wüst.
Germane, ein viel umstrittener Name; nach der bisher besten Erklärung soviel als Nachbarn.
Gesenke, richtig Jeseuki — Eschengebirge.
"Gießen, von gieze = ghtsj. Die Burg hieß früher burc ze din giszzsn — Burg bei
den Flüssen. (Es mündet hier die kleine Wieseck in die Lahn.)
Glatz, vom slav. kladsko — Burg aus Baumstämmen.
^Godesberg — Wodansberg.
Görlitz, vom slav. gora-lize — Bergheim.
Goslar, wohl von Gose (so heißt der durch Goslar fließende Bach) und lari —öde, un-
bebaute Gegend. (Ebenso Fritzlar, Wetzlar.)
Gotha. Ein Abt Gotthard erbaute die Stadtmauern und wurde Schutzheiliger des Ortes.
Graudeuz, vom slav. gmdzanz = ummauerte Stadt.
Grotenbnrg, großer, hoher Berg.
"Haardt, Hardt, Hart — Wald.
"Haarstrang — Hartstrang (s. Hardt).
"Halle, jedenfalls vom kelt. hal = Salz.
Hallig, Hell ig, fries.: das über das Wasser hervorragende Land. (Helgi, eine Gottheit, ist
altnordisch der Hohe, Erhabene.)
^Hamburg, früher Hammabnrg, Burg in der Hamme —im Walde.
Hanan — Hagenau — Au im Walde. (Der Ort wurde ans einer An im Walde gegründet.)
^Hannover, vom niederd. hoen over = hohes User. (Die älteren Stadtteile rechts an der
Leine liegen 6 m über dem Fluß.)
Harburg, früher Horeborg, vom altsächs. horo = Sumpf.
*Harz, soviel wie Hardt.
Havel, wahrscheinlich soviel als Hasen — Fluß, wegen der vielen seenartigen Erweiterungen.
Heidelberg, vielleicht von Heide oder Heidelbeere (?).
"Heilbronn, früher Heiligbrunno — heiliger Brunnen. (Die frühere Quelle versiegte 1857.)
"Helgoland — Heiligland.
"Hirschberg, nach dem Wilde.
Hohenstaus; Staus — Erhebung.
21"
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Otto Holl Sani) Jeseuki_—_Eschengebirge Glatz Gotthard Hardt Helgi Hanan Hardt
— 325
^Münden, von Mündung.
^Münster, vom lat. mouasteriuin ^ Kloster. (Ein solches entstand hier im 11. Jahr-
hundert.)
^Müritz-See, vom slav. morici = kleines Meer.
*B!ulde, von der Thalmulde, in der sie fließt.
^Nassau, im 10. Jahrhundert Nassaue, also nasse Aue, bewässertes Wiesenland.
""Naumburg ^Neuenbürg, neue Burg.
Neckar, nach einigen ^ Fluß, nach anderen Vvn nix (Nixe).
Nehrung s. Frische Nehrung.
*Nenmark = neue Mark (zweiter Hauptteil Brandenburgs).
Morderuei — Nord-Insel.
^Nordsee, von den Holländern so genannt im Gegensatz zur Zuider-Zee — Südsee.
^Odenwald — öder Wald.
Oder — Wasser.
^Oldenburg = Alten bürg.
"Paderborn — Paderbrnnnen, Quelle der Pader, eines kleinen (unter dem Dome ent-
springenden) Zuflusses der Lippe.
Passau, früher Patavium, weil eine batavische Legion hier die Nordgrenze des römischen
Reiches bewachen mußte.
*Persante ^ Bärenfluß (per — Bär, sante = senden).
Pfalz, vom lat. palatium — kaiserlicher Palast.
^Pommerellen — Klein-Pommern.
"Pommern, vom slav. po-iuore — längs des Meeres, Küstenland.
Potsdam, um 1000 Potsdupimi, von pods = unter und dud — Eiche, also unter den
Eichen.
Preußen. Egli zählt mehr als 20 „zum Teil thörichter" Deutungen auf. — Ganz nn-
gewiß.
Regen, nicht mit dem deutschen Regen verwandt, vielleicht dunkles Wasser.
Meichenhall — das reiche Hall (dagegen Hallein — kleines armes Hall); im übrigen f. Halle.
^Reutlingen, Bewohner einer Reute (Rodung).
Rhein, vom gall. renos — Fluß.
*Riesengebirge, das Gebirge der (sagenhaften) Riesen.
"Roßbach, mit Roß —Pferd gebildet, ebenso
^Roßtrappe — Pferdespur (die Sage).
Rote Erde „als Benennung für Westfalen entsprang dem mißverstandenen plattdeutschen
l-ue ere, d. i. rauhe, rohe Erde; dieser Ausdruck wurde im Sinne von freier,
bloßer Erde — im Gegensatz zu gedieltem, bedachtem Boden — gebraucht für die
Stätte der Femgerichte" (Coordes-Weigelt).
Rügen, nach dem Stamme der Rngier.
"Saale ^ Salzwasser (früher Sala genannt).
"Sachsen, ursprünglich Volksnaine, vom ahd. sahs (lat. saxum) — kurzes Schwert.
*Sa(zach = Salzflufe, vergl. an, ach.
^Sanssouci = ohne Sorgen.
^Sanerland — Süderland, Südland, von Westfalen nämlich.
^schanmburg, richtiger Schauenburg, nämlich Burg, von der man ausschaueu kann.
Schlei = sie = Röhre (enge Föhrde).
Schlesien. „Nach dem vandalischen Volke der Silingen, die früher hier wohnten" (Opper-
niann).
Schmalkalden, von snial — klein, schmal und alba —Bach, also kleiner, schmaler Bach.
*Schwarzwald, nach den dunklen Tannenwalduugen.
Schweinfurt, soll doch mit „Schwein" gebildet sein, also nicht Snevensnrt bedeuten.
Schwerin, von slav. swarin = Tiergarten, also tierreiche Gegend.
^Selters, von salt^ Salz, soviel als Salzquelle.
"Siebengebirge, nach den sieben hervorragenden Bergkegeln benannt.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Sondershausen, wahrscheinlich = Süderhausen.
"'Spessart ^ Spechts-Hardt (s. Hardt).
Spree, wahrscheinlich von Lr^pava —Sorbenfluß, oder auch von Lpravia ^ die Zerstreute
(ihres Mittellaufes wegen).
Stade, soviel als Gestade, Landungsplatz.
Stargard, von star — alt und gard oder grad = 33urg (vergl. Belgard), also Alteuburg,
Altstadt (s. Oldenburg).
"'Stendal — Steinthal.
Stettin, wahrscheinlich von teti j§| fliegen und s ^ zusammen, also Ort, wo Wasser zu-
sammenfließt.
"Stralsund. Die kleine Insel vor der Stadt hieß früher Strale.
"'Straßburg — Burg au der Straße (s. S. 71).
Strelitz, vom altslav. strelici = Schütze, also etwa Jägerstadt, Der Name deutet also
ebenso wie Schwerin ans ein ergiebiges Jagdgebiet hin.
^Stuttgart — Stutengarten (Gestütgarten).
Sundgau (Landschaft im Elsaß) — Südgau.
Taunus, vom kelt. dun, dann —Höhe. Im Volksmund noch heute „die Höhe" genannt.
Thüriugeu, benannt nach den echten edlen Duri, den Hermunduren, die als die Vor-
fahren der Thüringer gelten.
Trier, röm. Augusta Treverorum = Hauptstadt der Treverer.
Veen oder Venn —Moor, Snmpf.
^Vogelsberg, -gebirge, auch uach Vögeln benannt wie Spessart.
"'Vogtland — unmittelbar kaiserliche Vogtei zum Schutze gegen die Slaven.
"'Wartburg — Burg der Warte, Wachtburg.
Weichsel, poln. 'Wisla —hängendes Wasser (wegen der Fälle im Oberlauf). Oder auch
„Westfluß".
"'Weimar — wie. mar — Stadt auf weichem Mo orgrund.
Werra und
Weser, beide ans demselben Wort Wisuraha abgeleitet. (Der »viesenreiche Fluß? Oder
Westsluß?)
"'Westerwald — westlicher Wald (Gebirge).
"'Westfalen. Falen von fala — Ebene. Westfalen im Gegensatz zu Ostsaleu, östlich von
der Weser.
"'Wilhelmshaven, zu Ehreu Kaiser Wilhelms I., der ihn anlegte, benannt.
Wilhelmshöhe, vom Kurfürsten Wilhelm I. vollendet.
Württemberg, nach einem Bergschloß bei Stuttgart. (Bedeutung unbestimmt.)
Zittau, vom slav. sitava — Getreideland.
Zollern s. Hohenzollern.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
— 94 —
A n h a n g.
Das Herzogtum Braunschweig.
3700 qkm (67 Dm), über 430000 Einw.
§ 1. Geschichte des Landes.
Die nördl. Abdachung des Harzes zwischen Weser und Elbe
war zu den Zeiten der Römer von den freiheitliebenden Cheruskern
bewohnt (Armin, der Befreier Deutschlands durch den Sieg im
Teutoburgerwalde 9 n. Chr.). In der Zeit der großen Völker-
Wanderung eroberten die kriegerischen Sachsen, aus N. kommend,
das Land von der Elbe fast bis zum Rhein und von der Nordsee
bis zum Harz * (w. die Franken, s. die Thüringer, ö. slawische
Völkerschaften, wie die Wenden) *. In verschiedene Stämme
geteilt, konnten sie den christlichen Franken nicht widerstehen (Karl
d. Gr.), sondern mußten sich nach langwierigen Kämpfen (Witte-
kind) unterwerfen und das Christentum annehmen. Ein Ver-
wandter Wittekinds, Ludolf, ward durch Ludwig den Deutschen
der erste Herzog von Sachsen.
* Von Ludolfs Söhnen gründete Bruno angeblich die
spätere Stadt Braunschweig (Brunswik), während Otto der Er-
lauchte die Herzogswürde erhielt und sie auf seinen Sohn
Heinrich I., den Vogelsteller, vererbte (König von Deutsch-
land 919—936). Heinrichs Sohn und Nachfolger, Otto I., be-
lehnte Hermann Billung, einen sächsischen Grafen mit dem
Herzogtume, welches unter ihm und seinen Nachkommen immer
mächtiger wurde (Freunde der sächsischen, Gegner der
fränkischen Kaiser, besonders Heinrichs Iv.). Nach dem
Aussterben der Billunger wurde der Graf Lothar von Süpp-
lingenburg Herzog von Sachsen/ Dieser belehnte später als
Kaiser von Deutschland seinen Schwiegersohn, den Weifen
Heinrich den Stolzen, Herzog von Bayern, mit Sachsen,
sodafs Heinrich der mächtigste deutsche Fürst wurde (Kampf
Heinrichs mit Konrad Iii., dem Hohenstaufen, der Weifen mit
den Ghibellinen). Die Weifen waren ein uraltes, im s. Schwaben
reich begütertes Grafengeschlecht. Heinrichs des Stolzen Sohn, *
Heinrich der Löwe (1139—1195), vermählt mit Mathilde,
der Schwester von Richard Löwenherz von England, der mächtigste
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Armin Karl
d Karl Ludolf Ludwig Ludwig Bruno Otto Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrichs Heinrichs Otto_I. Otto_I. Hermann_Billung Heinrichs_Iv. Heinrichs_Iv. Lothar_von_Süpp-
lingenburg_Herzog_von_Sachsen/ Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Konrad_Iii Konrad Heinrichs Heinrichs Heinrich_der_Löwe Heinrich Mathilde Richard_Löwenherz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Teutoburgerwalde Sachsen Rhein Nordsee Sachsen Braunschweig Deutschland Bayern Sachsen Schwaben England
— 95 —
Fürst Deutschlands, besaß außer seinen Erbländern (Braunschweig,
Hannover, Lüneburg u. a.) die Herzogtümer Bayern und Sachsen und
erweiterte seine Herrschaft * (durch Kämpfe mit den Wenden) *
bis zur Ostsee. Er ward aber später von Friedrich Barbarossa
in die Acht erklärt (weshalb?) und seiner Herzogtümer entsetzt,
sodaß er nur seine Erbländer behielt, welche sein Enkel Otto das
Kind zum Herzogtums Braunschweig erhob;
* nachdem nämlich Heinrichs Sohn, Otto Iv., als Gegen-
kaiser gegen den Hohenstaufen Philipp von Schwaben gekämpft
hatte, machte Otto das Kind seinen Frieden mit den Hohen-
staufen (Friedrich Ii.), indem er dem Kaiser seine Allode
übergab, um sie von ihm als Lehen zurückzuerhalten:
so wurde Otto (1235) der erste Herzog yoii Braimscliweig. *
Seine Söhne teilten das Land unter sich, und so entstanden
zwei Linien, Brannschweig-Wolsenbüttel und Braunschweig-Lüne-
bürg (das spätere Königreich Hannover, jetzt preußische Provinz).
Brannschweig-Wolsenbüttel zerfiel bald durch Teilung in mehrere
kleine Stücke, und da deren Herzöge außerdem sich durch Kriege
unter einander schwächten, so machte sich die immer mehr empor-
t strebende Stadt Braunschweig von den Herzögen fast ganz unab-
hängig (Residenz in Wolfenbüttel). Zur Zeit der Reformation
herrschte in Brauufchweig-Wolfenbüttel Heinrich der Jüngere,
ein Feind Luthers; daher kam, während in der Stadt Braun-
schweig schon 1528 die lutherische Lehre eingeführt wurde („Ach
Gott vom Himmel sieh darein"), die Reformation im Lande erst
zur Herrschaft durch Heinrichs Sohn, den gelehrten Herzog Julius
(feit 1568), welcher überhaupt väterlich für das Wohl des Landes
sorgte (Gründer der Hochschule zu Helmstedt). Von den durch den
30 jährigen Krieg geschlagenen Wunden konnte sich das Land lange
nicht erholen;
* der Herzog Karl (bis 1780) sorgte allerdings für bessere
Unterrichtsanstalten (das Kolleg, jetzt polytechnische Hoch-
schule in Braunschweig), aber teils seine Prachtliebe, teils seine
Beteiligung am 7jährigen Kriege stürzte das Land in große
Schulden (sein Bruder Ferdinand war ein berühmter General in
Friedrichs Heere); *
erst der sparsame und tapfere Karl Wilhelm Ferdinand
* (1780—1806) * begründete bessere Verhältnisse, aber als preußischer
Feldherr gegen das republikanische und kaiserliche Frankreich nn-
glücklich (1792 und 1806), starb er infolge einer bei Auerftädt er-
haltenen Wunde in Ottensen bei Altona. Braunschweig ward dem
Königreiche Westfalen zugeteilt (Jerome in Kassel).
Friedrich Wilhelm * (1806—1815) * kämpfte im Bunde
mit deu Österreichern gegen Napoleon und schlug sich, nachdem
diese Frieden geschlossen hatten, mit seiner tapfern „schwarzen
Schar" von Böhmen aus durch Deutschland (Treffen bei Olper
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Otto Heinrichs Otto_Iv. Otto_Iv. Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Friedrich_Ii Friedrich Otto Heinrich Heinrich Heinrichs Julius
( Karl_( Karl Ferdinand Friedrichs Karl_Wilhelm_Ferdinand
* Karl Wilhelm Ferdinand Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon
— 96 —
n. von Braunschweig) * (1809) * bis an die Nordseeküste durch, von
wo er sich nach England einschiffte. Die Schlacht bei Leipzig be-
freite auch Braunschweig von der drückenden Fremdherrschaft; doch
wieder zog Friedrich Wilhelm mit seinen Truppen gegen den von
Elba zurückgekehrten Napoleon und starb bei Qnatrebras den
Heldentod * (16. Juni 1815)*. Für seine beiden noch unmündigen
Söhne Karl und Wilhelm führte der Oheim Georg, der spätere
König von England und Hannover, die vormundschaftliche Regierung.
Karl, seit 1823 Herzog, machte sich durch seine willkürliche
Regierung bald so unbeliebt, daß er verjagt (1830) und sein
Bruder Wilhelm zum Herzoge ausgerufen wurde, unter dessen
Regierung das Land rasch aufgeblüht ist. Als dieser nach einer
länger als 50 jährigen, gesegneten Regierung starb (1884), da er-
losch mit ihm die ältere welfische Linie. Der einzige, erbberechtigte
Prinz aus der jüngeren welfischen Linie (Haus Hannover) ist der
Herzog von Cumberland, Sohn des früheren Königs von Hannover.
Da dieser aber seine Ansprüche auf Hauuover nicht aufgeben wollte,
so wurde er durch Beschluß des Bundesrates zur Regierung in
Braunschweig nicht zugelassen, und infolgedessen erwählte die Landes-
Versammlung zum Regenten des Landes den Prinzen Albrecht
ans dem Hanse der Hohenzollern, den Oheim unseres Kaisers, geb.
den 8. Mai 1837. Derselbe trat am 2. November 1885 die Re-
gierung des Landes an.
§ 2. Die staatlichen Einrichtungen.
Das Land zerfällt in 6 Kreise und diese in mehrere Ämter.
Der Herzog regiert das Land durch das Staatsministerium. Der
Landtag besteht aus 46 auf 6 Jahre vom Lande gewählten Ab-
geordneten. Die Regierung hat demselben den Staatshaushalt
(Einnahmen und Ausgaben), die etwa neu beabsichtigten Steuern
und Gesetze zur verfassungsmäßigen Genehmigung vorzulegen. Der
Landtag muß mindestens alle 2 Jahre einberufen werden (ständiger
Ausschuß von 7 Abgeordneten in der Zwischenzeit). Von dem Staats-
ministerinm hängen sämtliche staatliche Behörden des Landes ab;
* Die Kammer in Braunschweig verwaltet die Landesgüter
(Domänen, Forsten und Bergwerke); dem Konsistorium in
Wolfenbüttel liegt die Beaufsichtigung des Volksschulwesens und
der höheren Bildungsanstalten für das weibliche Geschlecht ob;
die übrigen höheren Schulanstalten des Staates stehen unter
der Ober-Schulkommission in Braunschweig; das Ober-
landesgericht in Braunschweig ist die höchste Gerichtsbehörde
des Landes (über Beschwerden gegen Erkenntnisse desselben ent-
scheidet das Reichsgericht in Leipzig); die 6 Kreisdirektionen
endlich, welche ihren Sitz in den Kreishauptstädten haben, ver-
walten die einzelnen Kreise.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Karl Karl Wilhelm Georg Karl Karl Wilhelm von_Cumberland Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig England Leipzig Elba England Hannover Haus_Hannover Hannover Braunschweig Braunschweig Wolfenbüttel Braunschweig Braunschweig Leipzig
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Der Herzog als „höchster Bischof" und in seinem Auftrage
das Konsistorium leitet die evangelisch-lutherische Kirche
des Landes in Gemeinschaft mit der Landes-Synode, welche
aus gewählten Vertretern der kirchlichen Gemeinden zusammen-
gesetzt ist. An der Spitze jeder kirchlichen Gemeinde steht der
Prediger (Pastor, Superintendent, Generalsuperintendent), nebst
dem Kirchenvorstande.
Aufser den Lutheranern giebt es in unserm Lande einige
reformierte, katholische und jüdische Gemeinden.
Zur Aburteilung der geringeren Vergehen dienen die
Schöffengerichte, bestehend aus einem Amtsrichter und
2 Schöffen, die schwereren Vergehen werden von den Land-
gerichten und die schwersten von den Schwurgerichten
abgeurteilt; die bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten werden vom
Amtsrichter oder vom Landgerichte entschieden. In jedem Amte
befindet sich ein Amtsgericht, in der Stadt Braunschweig aufser-
dem noch ein Landgericht und ein Oberlandesgericht.
Jede einzelne Gemeinde verwaltet unter der Oberaufsicht
der Regierung ihre Angelegenheiten selbst und zwar in den
Städten durch den Magistrat, an dessen Spitze der Bürger-
meister steht, in Gemeinschaft mit den Stadtverordneten,
in den Dörfern durch den Gemeindevorsteher und durch
den Gemeinderat. *
Da Braunschweig ein Glied des deutschen Reiches ist, so steht
das Heerwesen des Landes unter dem Oberbefehle des Kaisers.
Jeder wehrfähige Deutsche gehört uach den Bestimmungen der
Reichsverfassung 7 Jahre lang, in der Regel vom vollendeten 20.
bis zum beginnenden 28. Lebensjahre, dem stehenden Heere an —
und zwar die ersten 2 Jahre bei der Fahne (Kavallerie und
Artillerie haben eine 3jährige Dienstzeit) die übrige Zeit in der
Reserve —, die folgenden 5 Lebensjahre der Landwehr ersten Auf-
gebots, sodann bis zun: 31. März desjenigen Kalenderjahres, in
welchen das 39. Lebensjahr vollendet wird, der Landwehr zweiten
Aufgebotes an.
Auch das Post-, Telegraphen- und Zollwesen ist Reichssache.
* Für Bildungsanstalten ist viel geschehen: Das frühere
Kolleg in Braunschweig ist jetzt eine polytechnische Hochschule.
Zu den wissenschaftlichen Berufsfächern bereiten die Gymnasien
(in Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Iiolzminden und
Blankenburg) und ein Realgymnasium (in Braunschweig) vor.
Zahlreiche Stadt- und Landschulen. Zur Heranbildung der
Volksschullehrer dienen die Seminare in Wolfenbüttel und
Braunschweig; in beiden Orten befinden sich auch je eine
Lehrerinnen-Bildungsanstalt. *
Sommer, Erdkunde. 16. Aufl.
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TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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